Charme der alten Gärten – Karl Ploberger, ORF Gartenexperte

Karl Ploberger Bio Gärtner

Wir freuen uns, als Gast-Autor für unseren aktuellen Villenreport den renommierten Garten-Experten Karl Ploberger gewonnen zu haben. Ploberger – bekannt als ORF-“Bio-Gärtner” – moderiert seit 2006 die die Fernseh-Sendung “Natur im Garten“.

 

Karl Ploberger: “Der Charme der alten Gärten”

 

Das Summen der Bienen in einer Blumenwiese, das Glucksen eines Wiesenbaches und hinter dem Zaun der Gemüsegarten für knackig frische Vitamine – das alles umrahmt von alten Bäumen, duftendem Flieder und üppigen Blumenbeeten: Diese Träume müssen keine bleiben, denn der Charme der alten Gärten ist unvergänglich!

Als ich vor mehr als 50 Jahren als kleiner Bub das Garteln entdeckte, dachte ich nie daran, dass das einmal mein Hauptberuf wird. Ist es eigentlich auch nicht. Ich sage nach wie vor, es ist mein Hobby. Und daher sind die Tausenden Kilometer, die ich Jahr für Jahr zu Vorträgen und TV-Drehs unterwegs bin, die Dutzenden Flüge, bei denen ich mit Gruppen die schönsten Gärten der Welt entdecke, keine Belastung, sondern eine große Freude, dass nun so viele Menschen Spaß am Garteln haben. Und das ohne Chemie und ohne Gift.

Vor 30 Jahren habe ich als Gartenjournalist begonnen, und mein erstes Buch kam vor knapp 20 Jahren in die Buchhandlungen. Mit dem „Garten für intelligente Faule“, das bis heute bereits knapp 300.000 Mal verkauft wurde, entstand eine breite Bewegung. Hätte ich damals von Insektenhotels erzählt, hätte man mich für verrückt erklärt. Heute ist es für viele Menschen aber von großer Bedeutung, die Natur in den Garten zu holen. Dennoch gilt in unserer hektischen Zeit: Der Garten darf keine zu große Arbeit machen!

 

So entsteht ein „Garten zum Faulenzen“

 

„Gärten zum Faulenzen“ sind der Trend im dritten Jahrtausend. Der Weg dorthin ist viel einfacher als manche denken. Noch dazu ist es ein naturnaher Garten, der entsteht, denn ein Prinzip des „Faulenzer-Gartens“ ist es, die Natur zum Vorbild zu nehmen. Auch bei der Umgestaltung eines Gartens. Und das sind die wichtigsten Schritte:

  1. Beginnen Sie mit dem exakten Beobachten. Wie sind die Bodenverhältnisse auf Ihrem Grundstück, ist die Erde eher feucht oder trocken, gibt es viel oder wenig Sonne. Wo ist die Hauptwindrichtung. Gestalten Sie den Garten mit naturnahen Elementen: Trockenmauern (Steine aufeinander geschlichtet – nicht betoniert), Teich oder Bachlauf etc.
  2. Wählen Sie die richtigen Pflanzen aus. Unter den Tausenden Gewächsen müssen Sie jene herausfinden, die zu den Boden- und Lichtverhältnissen passen. Die Baumschulen helfen Ihnen dabei. Einzige zusätzliche Bedingung von Ihnen sollte sein: Es sollten Pflanzen sein, die Nützlingen Nahrung geben.
  3. Verwenden Sie von Beginn an Kompost. Der versorgt die Pflanzen schonend mit Nährstoffen und führt gleichzeitig dazu, dass der Boden gelockert wird und Nährstoffe und Wasser besser speichert.
  4. Mulchen Sie den Boden. Rasenschnitt oder anderes organisches Material wird auf die Erde in den Beeten oder unter Sträuchern aufgestreut. Damit wird die Erde vor dem Austrocknen geschützt und gleichzeitig wächst viel weniger Unkraut. Als Mulchmaterial kann natürlich auch Rindenmulch verwendet werden. Dabei heißt es nur aufpassen, dass man diese zerkleinerte Rinde nur dort aufbringt, wo tiefwurzelnde Pflanzen wachsen (also bei Bäumen und Sträuchern), denn die Gerbsäure schädigt bei Flachwurzlern (z. B. Gemüse oder Steingartenpflanzen) die Wurzeln. Und das verrottende Holz bindet in der ersten Phase Stickstoff – den wichtigsten Nährstoff.
  5. Für bunte Mischung sorgen. Nur die Vielfalt in einem Garten, oder auch bloß in einem Blumenbeet, sorgt dafür, dass Schädlinge kaum Chancen haben.
  6. Jährliches Umgraben gehört der Vergangenheit an. Sobald der Boden mehrere Jahre lang mit Kompost versorgt worden ist, bleibt er locker und kann mit der Grabgabel gelockert werden: Gabel einstechen, am Griff nach vor und zurück rütteln und herausziehen. Das reicht und schont Regenwurm & Co.
  7. Schädlinge schonend bekämpfen. Das ist nicht nur für Sie, sondern auch für die Umwelt besser und schafft in weiterer Folge einen „intelligenten“ Garten, denn nach und nach werden Nützlinge, wie Marienkäfer, Schwebfliegen und Florfliegen, die Schädlingsbekämpfung übernehmen.

 

Unordnung an der richtigen Stelle

 

An einigen wenigen Stellen im Garten sollte in Zukunft Unordnung herrschen, denn nur dann ist es möglich, dass sich bestimmte Nützlinge einnisten. Der Totholzhaufen (wir nennen es in der TV-Sendung immer „das wilde Eck“) ist so ein Nützlingsquartier. Abgeschnittene Äste, ein großer Wurzelstock und im Herbst ein paar aufeinandergeschichtete Blätter geben zum Beispiel dem Igel, vielen Laufkäfern und anderen Tieren Schutz und Nahrung. Ähnlich ist es mit einem Steinhaufen: Auch dort finden viele Reptilien Unterschlupf.

 

Bio-Tipps gegen Schädlinge und Krankheiten

 

Wenn einige wenige Blattläuse auftreten, dann – freuen Sie sich! Denn dann ist sichergestellt, dass die Nützlinge, wie Marienkäfer, Flor- oder Schwebfliegen, ausreichend Nahrung vorfinden und nicht abwandern. Problematischer wird es, wenn es zu einer echten Invasion von Schädlingen kommt. Daher sollten Sie vorbeugen. Zum Beispiel bei den Obstbäumen mit einem Ohrwurmhäuschen. Nehmen Sie dazu einen 10er-Tontopf und hängen Sie ihn mit einer Schnur mit der Öffnung nach unten an einen Obstbaum, und zwar so, dass der Rand des Tontopfes direkt den Baumstamm berührt. In den Topf stopfen sie Holzwolle oder trockenes Gras. Innerhalb von wenigen Wochen werden sich in diesem „Häuschen“ Ohrwürmer einnisten. Sie schwärmen dann in der Nacht aus und fressen die Blattläuse.

 

Karl Ploberger Otto Immobilien
© Karl Ploberger

 

Bei Zierpflanzen hat sich Schmierseifen-Wasser als wirkungsvolle und ganz sanfte Maßnahme gegen Schädlinge bewährt. Auf einen Liter heißes Wasser kommt ein Esslöffel (unparfümierter) Schmierseife. Gut aufrühren, auskühlen lassen und dann noch einen Spritzer Spiritus zufügen. Dieses Bio-Spritzmittel direkt auf die befallenen Stellen sprühen, dann gehen die Blattläuse zugrunde. Es hilft nicht vorbeugend.

Manche Schädlinge, wie den lästigen Buchsbaumzünsler, bekämpft man mit Nematoden (z. B. XenTari). Schlechte Nachricht: Man muss immer wieder spritzen – es wirkt nur direkt und nicht langfristig oder vorbeugend.

Schwieriger als tierische Schädlinge sind die Pilzkrankheiten zu bekämpfen. Steinmehl, das vorbeugend auf die befallenen Blätter gestreut wird, hält Pilzkrankheiten – zum Beispiel die gefürchtete Braun- oder Krautfäule bei den Tomaten – zurück. Der echte Mehltau dagegen – wie er zum Beispiel beim Phlox auftritt – lässt sich abwaschen! Wenn Sie die ersten befallenen Blätter finden, überbrausen Sie die Pflanzen regelmäßig. Damit werden die Pilzsporen abgewaschen. Pflanzenstärkend wirken Spritzungen mit Schachtelhalmtee (Zinnkraut). Und der absolute Nothelfer ist Backpulver: 1 Teelöffel auf einen Liter Wasser. Im Abstand von ein paar Tagen über die Blätter sprühen und weg ist der Mehltau.

 

Die schönsten Schattenseiten

 

In vielen „reifen“ Gärten besteht das Problem, dass große Teile des Gartens durch die Baumkronen beschattet sind. Natürlich will man sonnige Plätze, doch gerade im Schatten sind eindrucksvolle Gestaltungen möglich. Im Zentrum eines Schattengartens kann sich ein Wasserbecken befinden. Mit einem Quellstein, der im Laufe der Zeit bemoost wird. Das Murmeln und Glucksen des Wassers schafft eine beruhigende Atmosphäre.

Als Wegmaterial kann Rindenmulch, Holzhäcksel oder auch bloß festgestampfte, lehmige Erde verwendet werden. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit und das geringe Licht setzen auch diese Wege rasch Moos an – fast wie in japanischen Gärten. Efeu und Farne gelten zweifellos als die Favoriten für den Schatten.

Efeu ist der Bodendecker, die Farne liefern die Struktur. Beide Pflanzenarten sind anspruchslos. Der Boden sollte humos und nicht zu trocken sein. Durch das Bedecken des Bodens mit Mulchmaterial können aber beide Vorlieben erreicht werden.

Die Auswahl beim Efeu ist schier unendlich. Mehr als 700 Sorten sind in den vergangenen Jahrzehnten von Gärtnereien gezüchtet worden. Efeu hat übrigens ein interessantes Wachstum: Nur in der Jugend bildet er die rankenden Triebe, kommt er „ins Alter“, dann beginnt er zu blühen und stoppt das Wachstum. Efeu, der auf Bäumen klettert, ist kein Problem, die Triebe bleiben am Stamm, die wichtigen Äste mit den Blättern, die Energie liefern, bleiben unbewachsen.

Farne sind DIE Schattenpflanzen: Einmal gepflanzt, machen sie keine Arbeit mehr. Im Gegenteil: Sind über den Winter die Farnwedel abgefroren, so sollen sie nicht abgeschnitten, sondern an der Pflanze belassen werden. Sie schützen die jungen, noch frostempfindlichen Pflanzenteile und geben im Sommer, wenn sie als Mulch zu Boden fallen, einen Schutz vor dem Austrocknen.

Der Boden im schattigen Teil eines Gartens ist meist leicht mit Humus zu versorgen: Blätter und herabgefallene Äste können nämlich unter Bäumen und Sträuchern liegen bleiben und bilden schon nach wenigen Monaten, so wie in einem Wald, eine Mulchdecke, die das Bodenleben fördert. Unter anderem verstecken sich darin Laufkäfer, die zu den größten Schneckenvertilgern gehören. Sowohl die Schneckeneier als auch die kleineren Nacktschnecken werden von diesen Käfern gefressen. Also: Laubsauger, ade!

 

Pflanzen für den Schatten

 

Einige Farne, die besonders schön sind: Rippenfarn (Blechnum spicant), Wurmfarn (Dryopteris filix-mas), Straußenfarn (Matteuccia struthiopteris), Perlfarn (Onolcea sensibilis), Königsfarn (Osmunda regalis), Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium), Tüpfelfarn (Polypodium vulgare) und Schildfarn (Polystichum sp.).

Besonders wüchsige Schattenpflanzen sind: Frauenmantel (Alchemilla molis), Bergenien (Bergenia sp.), Funkien (Hosta sp.), Kissenprimeln (Primula vulgaris), Kriechender Günsel (Ajuga reptans), Haselwurz (Asarum europaeum), Schaumblüte (Tiarella sp.), Silberkerze (Cimicifuga sp.), Astilben (astilbe so.), Glockenblumen (Campanula sp.)

Gräser: Japansegge, Schattensegge (Carex sp.)

Zwiebel- und Knollengewächse: Herbstzeitlose (Colchicum sp.), Krokus (Crocus sp.), Schneeglöckchen (Galanthus nivalis und elwesii), Frühlingsknotenblume (Leucojum vernum), Blausternchen (Scilla bifolia), Hasenglöckchen (Hyacinthoides non-scripta).

 

(Dieser Gastbeitrag wurde entnommen aus unserem aktuellen Villenreport.)


 

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Gemeinschaftsgarten Donaukanal
Gemeinschaftsgarten Donaukanal © Vanderals Agentur

 

 

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